Zu dieser Zeit hat der fränkische Hausmeier Karlmann, der Sohn Karl Martells, Bruder König Pippins dem Bistum Würzburg die damalige Marienkirche (spätere Kilianskirche) und andere Kirchen und Klöster geschenkt. Die "basilicam in villa Naristagne in honore sanctae Mariae - die Basilika im Dorf Nierstein, zur Ehre der heiligen Maria" wurde samt ihren Zugehörigkeiten und ihrem Zubehör verschenkt, also auch inklusive des Weinberges neben der Kirche. Dies hatte zur Folge, dass die Bewirtschafter der Weinberge eine zehnprozentige Steuer in Form von Naturalien an die fürstbischöfliche Krone in Würzburg zu entrichten hatten. Dieser Zehnt bestand aus Obst und Wein. Die Schenkungsurkunde aus dem Jahr 742 ist leider nicht mehr erhalten, aber es existiert eine Urkunde aus dem Jahr 822, in der Kaiser Ludwig der Fromme, der Sohn Karls des Großen, diese Schenkung bestätigt.
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Den Namen „Glöck“ hat die Weinbergslage von der neben ihr liegenden Kirche und deren Glocken, was auf eine besondere Beziehung zwischen Weinberg und Kirche hinweist. Unklar ist jedoch, ob der Name vom Kirchengeläut her stammt oder weil der Kirchglöckner mit dem Wein aus der Lage bezahlt wurde. Noch heute ist die Kilianskirche mit den Weinbergen der „Glöck“ verbunden. Die Mauer, die den Weinberg umgibt, wurde von der Familie von Schlemmer und ihren Nachfahren im 18. Jahrhundert zum Schutz der Weinreben errichtet, wie es auch Mönche im Mittelalter taten. Der Schutz vor kalten Winden und die Umrandung des Weinberges sorgen für ein besonderes Flair. Der letzte private Besitzer der Glöck, Philipp Josef Finck, errang damit große Bedeutung für den Weinbau in Rheinhessen. Finck machte die Glöck zu einer Marke, für die es ein Logo, einen Mythos und sogar ein Lied gab, das davon erzählt wie Herzog Karlmann dem Weinberg den Namen "Glöck" verliehen habe. Mehr zu dieser Geschichte erfahrt ihr in der Publikation des Niersteiner Geschichtsvereins "Das Weingut Finck und die Niersteiner Glöck", die Ihr hier bestellen könnt.
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Zur Zeit wachsen auf der nur 2,1 Hektar kleinen Weinlage Riesling und Spätburgunder, welche von der Staatlichen Weinbaudomäne Oppenheim, in deren Alleinbesitz die „Glöck“ sich befindet, ökologisch bewirtschaftet werden. Der Fluss, die Hangneigung von 20 Prozent und die Mauer, die den Weinberg vollständig umgibt, sorgen für ein besonderes Mikroklima. Außerdem zeichnen sich die Weine dieser Lage durch die Besonderheiten des Rotliegenden aus. Lest dazu auch unseren Artikel zum Roten Hang. Die Niersteiner „Glöck“ ist beim Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) als "Grosses Gewächs Rheinhessen"-Lage klassifiziert. Den Spitzenriesling aus der „Glöck“ und viele andere Weine kann man in der Staatlichen Weinbaudomäne verkosten und kaufen.