„Jetzt ziehen!“ Laut und deutlich ist das Kommando von Jürgen Salewski, Leiter des Oppenheimer Jugendhauses. „Und nochmal...jetzt ziehen!“ Sofort setzen sich 15 Konfirmanden, aufgereiht an einem langen Seil, in Bewegung und laufen rückwärts die Böschung hoch. „Stop, das reicht, danke“, beendet der Pädagoge den ersten Teil der Aufgabe. „Gut gemacht“, lobt er die Gruppe. Der Blick geht nach oben, denn am anderen Ende des Seils hängt – gut gesichert – ein zwölfjähriges Mädchen, die durch das kräftige Seilziehen der Gruppe rund zehn Meter in die Baumkrone katapultiert worden ist. In schwindelerregender Höhe folgt Teil zwei der Aufgabe: Drei zuvor am Boden gesammelte kleine Steine sollen in einen Eimer, rund zwei Meter entfernt an einem Ast hängend, landen. Kurze Zeit später ist die Aufgabe bravourös geschafft, begleitet von großem Jubel der Gruppe. „Am Anfang habe ich schon ein wenig gezittert, das war ganz schön hoch“, berichtet die Konfirmandin aufgeregt.
Wenn sich an zwei Tagen über 200 Konfirmanden an Seilen entlanghangeln, Kooperationsaufgaben lösen und gemeinsam mutige Herausforderungen meistern, kann das nur eins bedeuten: Das Evangelische Dekanat Oppenheim lädt zum Konfi-Adventure. Bereits seit 14 Jahren findet der erlebnispädagogische Abenteuerparcours rund um die Oppenheimer Landskrone statt. Beide Tage starten jeweils mit einem gemeinsamen Gottesdienst und enden mit einer Siegerehrung im Hof des Jugendhauses. Organisiert wird das Konfi-Adventure von Dekanatsjugendreferent Wilfried Rumpf und Jürgen Salewski mit dem Team des Oppenheimer Jugendhauses. Der Jugendhausleiter kümmert sich seit dem ersten Konfi-Adventure federführend als Trainer C Sportklettern des Deutschen Alpenvereins (DAV) um die Gestaltung und den sicheren Aufbau des Abenteuerparcours. „Die eigenen Grenzen kennen lernen und andere unterstützen“, so Salewski, trage maßgeblich zur Persönlichkeitsentwicklung und Kooperationsfähigkeit bei.
Unterstützt werden die Veranstalter durch zahlreiche langjährige Kooperationspartner: In diesem Jahr von der Suchtberatung des Diakonischen Werkes Mainz-Bingen, dem Bereich Schulsozialarbeit der Integrierten Gesamtschule Oppenheim (Kreisverwaltung Mainz-Bingen) und der Jugendpflegerin der Verbandsgemeinde Rhein-Selz. Ein Dank gilt zudem der Stadt Oppenheim für die Nutzung des Geländes rund um die Landskrone.
Du bist nicht allein
Ob „das laufende 'A'“, „der Wanderer“, „Gummihuhn-Golf“, die Cocktail-Station, Bogenschießen, „Hajos Mondfahrt“ oder die „Schluchtüberquerung“, am 16. und 17. August galt es an insgesamt acht Hoch- und Niederseilstationen spannende Aufgaben zu lösen, die Mut erforderten und nur als Gruppe gemeistert werden konnten. „Steinchen in den Eimer“ war dabei eine der beliebtesten Stationen und stand symbolisch für das Ziel des Abenteuerparcours: Du bist nicht allein, alle ziehen an einem Strang. „Durch die Aufgabenstellungen an den einzelnen Stationen sind die Jugendlichen gefordert, zusammen zu arbeiten und im Team Herausforderungen zu bestehen“, so der Dekanatsjugendreferent. „Sie lernen sich und die anderen Konfirmanden im Dekanat besser kennen. Dieses 'Wir-Gefühl' bietet den Jugendlichen einen optimalen Start in die Konfirmandenzeit“, ergänzte Rumpf, „ein Bild christlicher Gemeinschaft.“
Zum Bild: Mit Spannung erwartet - der „Eierrettungsmaschinenwettbewerb“: Dabei musste ein rohes Ei so mit Naturmaterialien verpackt werden, dass es einem Fall aus drei Metern Höhe im Hof des Jugendhauses unversehrt Stand halten würde.
Der gemeinsame Gottesdienst in der Katharinenkirche vor Beginn des Konfi-Adventures nahm mit dem Lied „You`ll never walk alone“ und einer Performance dieses Bild auf. Eine große Erdkugel, hell erleuchtet, wurde von Ehrenamtlichen, begleitet mit Trommelschlägen, bis vor den Altar getragen. Sie sollte zeigen: Viele Menschen sind bei dir und begleiten dich in deiner Konfirmandenzeit. „Gemeinschaft erweist sich dann, wenn es schwierig wird“, gab Dekan Michael Graebsch in seiner Predigt den Jugendlichen mit auf dem Weg, „aber Gott ist bei euch, ob beim Konfi-Adventure, im Freundeskreis oder in eurem weiteren Leben.“
Neben Teamgeist war jedoch auch Grips gefragt. Ausgestattet mit Stationenmappen und begleitet von den jeweiligen Pfarrerinnen und Pfarrern sowie zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ordneten sich die Konfirmandengruppen beim Start an der Landskrone je einer Station zu und hatten bereits die erste Aufgabe zu meistern: Anhand einer Ausstellung, ausgeliehen vom Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), galt es Fragen zum Thema Kinderrechte zu beantworten. Kniffelig wurde es zudem bei mehreren Quizfragen zu aktuellen Themen und Personen. Da wurde doch schon hin und wieder versucht, die richtige Antwort bei den Stationenbetreuern zu erhalten, denn es galt, noch den einen oder anderen Punkt für die Endauswertung zu ergattern.
Zum Bild: Das Konfi-Adventure startete mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der Katharinenkirche.
Siegerehrung mit Fairness-Pokal
Unter großem Jubel, begleitet von viel Applaus, überreichte Wilfried Rumpf der Konfirmandengruppe „Bodenheim-Nackenheim I“ und „Nierstein II“ je einen Konfi-Adventure-Pokal – die Wanderpokale verbleiben bis 2019 in der jeweiligen Kirchengemeinde. Je ein Fairness-Pokal, als Zeichen besonderer Teamfähigkeit, ging am ersten Tag gleich an zwei Gruppen: Zum einen erneut an die Siegergruppe „Bodenheim-Nackenheim I“ und zum anderen an Dolgesheim-Weinolsheim. „Wir haben einfach als Team zusammengehalten und waren sehr fair zueinander“, freute sich das Konfi-Team mit Pfarrerin Esther Gröschel. Am zweiten Konfi-Adventure-Tag konnte das Team „Nierstein II“ neben dem Wanderpokal auch den Fairness-Pokal für sich gewinnen. Aber nicht nur die Erstplatzierten wurden prämiert: Jede Konfirmandengruppe bekam eine Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme – und ging mit der gemeinsamen Erfahrung nach Hause: Alle ziehen an einem Strang und „You'll never walk alone“.