Ja, gegessen und getrunken wird ja immer. Sagt man so und ist ja eigentlich korrekt. Es sei denn Corona schwingt die Lockdown-Keule. Seit fast einem Jahr ist nun Ausnahmezustand. Für sehr viele Branchen superhart. Die Gastro ist richtig gebeutelt. Im März dürfen Friseure wieder Hand anlegen und die Restaurants müssen geschlossen bleiben. Puh, muss man nicht verstehen. Hart für die Betriebe, denn nur vom „to-go-Geschäft“ kann man nicht wirklich überleben. Wir haben mal mit zwei Gastronomen gesprochen und gefragt, wie es bei ihnen aussieht.
Marvin Walter ist Restaurantleiter und sozusagen „Mädchen für alles“ im Weingut Gehring. Seit der „Neueröffnung“ in Eigenregie 2015 ist er ein fester Bestandteil im Weingut.
Den Support vom Staat sieht er als reine Katastrophe. Bis überhaupt für die Novemberhilfe Formulare online zur Verfügung standen und bis hin zu der Einreichung vergingen Wochen. Die ersten Gelder kamen (für die Novemberhilfe) erst Anfang Januar.
„Die Hilfen reichen soweit aus um die Grundkosten zu decken aber bei weitem nicht, um Reparaturen und Instandhaltung sowie Neu-Investitionen, die für 2021 angestanden haben, durchzuführen“, erzählt uns Marvin Walter. „Es bleibt nichts anderes übrig und man muss umdenken und kreativ werden“.
Das hat das Weingut Gehring absolut geschafft. Mit dem Wohnmobil-Dinner haben sie eine schöne Alternative geschaffen, die sicher ist und außergewöhnlich. Klar auch hier gibt es gutes Essen „to go“. Das wird es auch nach Corona geben, denn die Kunden nahmen es sehr gut an.
Wer in der Gastro arbeitet, der muss Kundenkontakt schon mögen und das fehlt allen Gastronomen am meisten. Die Nähe zum Kunden, der kurze Schnack. Doch die Liebe zur Berufung fehlt nie, denn diese bleibt immer aufrecht. Auch wenn man sie weniger ausüben darf als sonst. Was ist denn geplant für dieses Jahr? Das Team vom Weingut Gehring möchte gerne an den Erfolg mit dem „Jammin´Cool“ aus 2020 anknüpfen sowie die "Summer Lounge am Liebeshügel“ auch in diesem Jahr umsetzen. Diese Events kamen sehr gut an. Mit gut ausgefeiltem Hygienekonzept, viel Platz und Abstand. Ebenso werden sie das „Grill & Wein“ an Feiertagen mit Lounge-Musik wieder in Angriff nehmen.
Was wünscht sich der 29-jährige Niersteiner für die Zukunft?
„Ich wünsche mir, dass wir alle die Pandemie schnell überstehen und wir wieder rausgehen können, unsere Freiheit wieder haben. Machen zu können, was wir wollen. Was mir wirklich sehr fehlt sind die Weinfeste bis hin zu den klassischen Kinobesuchen. Ich freue mich auf 2022, wenn wir uns hoffentlich wieder in die Arme nehmen können, die Pandemie hinter uns gebracht haben“, so Marvin Walter.
Wir bleiben in Nierstein. Dort bietet Vollwertköchin Petra Buhl kulinarische Weinerlebnisse in ihrem Winzerhof an. Normalerweise. Petra ist sehr vielseitig und ein kleiner Wirbelwind.
Winzerbrunch, Weinwanderungen, Kochkurse, Ess-Coaching und Event-Service. Alles was sich rund ums gute Essen dreht, dafür lebt sie.
Auch sie hat die Novemberhilfe erst zwei Monate später bekommen. Sie sieht den Support vom Staat sehr schleppend, aber immerhin. Es ist wirklich nicht einfach und leider die traurige Wahrheit. Vielen Kollegen geht es noch viel schlechter, weiß sie.
Sie sucht ständig nach neuen Wegen und bekommt das auch gut hin, wenn man auf Facebook sieht, was sie ständig macht und tut. Aber andauernd sich neu zu erfinden, ist auch sehr anstrengend. „Jammern und den Kopf in den Sand stecken bringt uns nicht weiter. Natürlich könnte man oft verzweifeln und man sehnt sich nach seiner Arbeit“, so Petra Buhl. Neue Pakete werden geschnürt und man versucht weiter im Gespräch zu bleiben. Kraft bekommt sie trotzdem von so vielen Menschen, die sie unterstützen und sie in dieser schweren Zeit nicht vergessen. Das steht ganz oben durch Corona. Zusammenhalt. Auch Petra liebt ihren Job, das Kochen und den Menschen etwas davon zu geben. Am allermeisten fehlt ihr die Präsenz, ob in der Gastronomie oder bei ihren Kochkursen und Veranstaltungen. Der Austausch mit den Gästen und die erfüllende Arbeit ist einfach weg. Ihr größter Wunsch wäre etwas Normalität zurückzubekommen und die Arbeit tun, die sie ausmacht und vor allem wieder Perspektiven zu erhalten.
Schaut doch mal rein bei den zwei Betrieben. Ganz viel Herzblut und Kreativität landen hier auf den Tellern, wenn auch nur erstmal für zuhause zum Genuss.