Beim Vortrag des Historikers Christian Müller (Heidesheim) war das Rathaus Nierstein bis auf den letzten Platz gefüllt.
Dessen Vortrag gingen die Begrüßung durch Stadtbürgermeister Jochen Schmitt sowie Einführungen von Susanne Bräckelmann, 2. Vorsitzende des Geschichtsvereins, und Jörg Adrian, im Verein für die Gedenkarbeit zuständig, voraus. Müller ist Historiker, hat in Mainz Geschichte und in London Internationale Beziehungen studiert. Thema seiner Masterarbeit ist „Die Novemberpogrome in den rheinhessischen Landgemeinden – eine vergleichende Regionalstudie“.
Müller erläuterte anschaulich die Vorgeschichte, den Verlauf und die Nachwirkungen der Novemberpogrome von 1938 in ausgewählten Gemeinden Rheinhessens, mit besonderem Augenmerk auf Nierstein und Umgebung. Bereits vor der nationalsozialistischen Machtübernahme befand sich die jüdische Gemeinde im Spannungsfeld zwischen dörflicher Integration und antisemitischer Agitation und wurde sukzessive vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Die Novemberpogrome bildeten den zwischenzeitlichen Höhepunkt mit dem Ziel, die Juden so schwer zu verletzen und zu demütigen, wie die Umstände es erlaubten. Müller arbeitet das Zusammenwirken der einzelnen nationalsozialistischen Ortsgruppen heraus und skizzierte so eine Landkarte der Verbrechen.
Der Vortrag regte die fast 70 Gäste zu einer intensiven Diskussion an. Viele Fragen, Anregungen und immer wieder der starke Appell, niemals zu vergessen, was damals geschah. Und wir müssen heute aktiv Handeln. Nur so kann neu aufkeimendem Antisemitismus begegnet und unsere Demokratie wirksam geschützt werden.