Beitrag von Silvi Vatter (Redaktion RSH und Edita & Emil)
Zweiter Lockdown, wieder eine Hiobsbotschaft und der Kampf geht weiter für viele Selbstständige. Die Existenz ist bedroht und man muss jetzt erfinderisch werden, sonst sieht es schlecht aus.
Corona zwingt uns zuhause zu bleiben. Keine Weinfeste und Konzerte. Keine Besuche in der Lieblings-Gastronomie. Die Menschen kochen, backen, grillen und trinken jetzt auch mehr. Das ist doch auch das schöne was uns bleibt. Genussmittel. Der Wein macht ja auch einiges erträglicher.
Stressige Tage mit Homeschooling und Homeoffice. Kita auf, Kita wieder zu. Zwischendrin das Alltagsleben meistern, puhhh. Da ist so ein edler Rebensaft ein kleines Trostpflaster und entspannt am Abend. Also, die Winzer sind die Gewinner in der Krise, weil mehr getrunken wird? Nein! Auch die Winzer gehen an ihre Grenzen und werden erfinderisch. Der Betrieb muss auch hier weitergehen und man darf nicht aus den Augen lassen, dass ja auch der Umsatz der Gastronomie und einige Weinfeste wegfallen. Wir wollten es mal genauer wissen und haben in der Region nachgefragt.
Mit dem Hofverkauf sind die Winzer doch ganz zufrieden. Dr. Prior von der Weinbaudomäne in Oppenheim (DLR) weiß, dass auch die anderen Kollegen nach vorne schauen und obwohl keine Verkostungen möglich waren und derzeit sind, ist es gelungen die Kunden zu aktivieren und mit beispielsweise attraktiven Versandangeboten zu erreichen. Der Ab-Hof-Verkauf ist bei vielen Weingütern gut gelaufen. Man kann sagen, dass der ein oder andere Betrieb, der sich auf den Fachhandel und die Gastronomie spezialisiert hatte, den Endverbraucher wiederentdeckt hat. Es gibt wie in jeder Krise, Gewinner und Verlierer. Abhängig vom Vermarktungsschwerpunkt. Alles in allem sind die meisten Weingüter bisher aber mit einem blauen Auge davongekommen.
Das Weingut Staiger in Nierstein bietet neben Wein auch Essen zum Mitnehmen an. Immer samstags von 15-20 Uhr und sonntags von 11:30 bis 15:00 Uhr. Die Kunden nehmen es gut an, aber reich wird man davon ja auch nicht. Jeder Gastronom weiß, was das für einen Aufwand bedeutet und der Umsatz nicht ausreicht um zu überleben. Aber man muss ja irgendwas machen. Auch hier setzt Tobias Staiger auf den Onlineversand sowie Vertrieb über den Supermarkt. Im Hofverkauf gib es ein Einbahnstraßen-System, nur mit Maske und das Probieren von Weinen ist leider nicht gestattet. Also auch niemand, der sagt durch Corona kam der Reichtum, weil ja soviel getrunken wird. Da sieht man mal was das ausmacht, wenn Gastro und Events wegfallen. Aber Tobias Staiger freut sich auf die 2020er Weine. Sie sind vielversprechend aromatisch und von hoher Qualität. Ab Februar gibt es die ersten Weine bei ihm zum kaufen.
Kim Rech, vom Weingut Rech in Dienheim, sorgt auf vielen Veranstaltungen mit seinem Wein für Freude im Glas. Durch Corona ist ihm hier ein großes Loch in die Kasse gerissen worden. Auch er muss flexibel sein und versucht mit der Zeit zu gehen. So gibt es die Möglichkeit online zu bestellen und der Supermarktverkauf nahm während Corona zu. Der Umsatz war während der Vorweihnachtszeit gut. Davor und aktuell eher schleppend. Den Jahrgang 2020 hofft Kim Rech in geselliger Runde trinken zu können und nicht im Lockdown auf der Couch zuhause. Er ist positiv gestimmt, auch wenn dieses Wort seit 2020 eher negativ belastet ist.
Der neue Onlineshop vom Weingut Dietz in Oppenheim ist in Kürze am Start. Der innovative Betrieb vermarktet seine veganen Weine dann auch online. Neue Zeiten, neue Wege. Durch Corona sind alle Events gestrichen worden und somit brachen eben auch einige der vielen Standbeine des Weingutes ersatzlos weg. Man darf hier nicht vergessen, Veranstaltungen bringen auch immer wieder neue Kunden. Das fehlt den Winzern dadurch auch. Die Neukundengewinnung ist für jeden Betrieb essenziell. Aber auch Onlineweinproben werden durchgeführt. Der Weinverkauf ab Hof läuft unter der Einhaltung aller Hygienemaßnahmen mit dem größtmöglichen Abstand und auch ein Lieferservice wurde eingerichtet.
Das Weingut Raddeck in Nierstein setzt ebenso auf neue Wege. Der Umsatz der Eventler und der Gastronomie fehlt auch hier. Der Postversand hat zugenommen. Die Fachhandelspartner haben mit tollen Ideen ihren Kunden schöne Momente bereitet und dabei ein bißchen Wein verkauft. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Als kleine Events erlaubt waren, konnten Stefan Raddeck und sein Team immerhin vier mal die Weinlounge öffnen und bespielen. Zusammen mit dem Gastro-Partner „SL-mehr Buffet“ gab es eine tolle Kombination aus Food & Wine. Statt großer Events wurden hier kleine und feine Verkostungen in kleinen Gruppen durchgeführt und das erfolgreich. Der 2020er Jahrgang wird freudig erwartet. Stefan Raddeck holt gerade die ersten Weine von der Hefe und man freut sich auf die fruchtigen Aromen und den tollen Geschmack. Sie haben einen sehr tollen Trinkfluss, das heißt der erste Schluck macht Lust auf den nächsten.
Oft haben Weingüter auch ein Gästehaus. So auch beim Weingut Julianenhof in Nierstein. Durch Corona sind somit einige Einnahmen verloren gegangen. Fünf Monate durfte das Gästehaus nicht betrieben werden. Klar, dass es zu erheblichen Einnahmeverlusten führte, die auch nicht durch staatliche Förderung ausgeglichen werden konnten. Weinproben ebenso auf null gesetzt. Die Stammkunden vom Julianenhof kauften zwar Wein, aber nicht in dem Maße, wie sie mit einer Weinprobe generiert werden. Winzer Jochen Schmitt stieg dann auch auf den Onlineshop und Versand um. Er ist sich sicher, dass einige Weingüter, die sich hauptsächlich mit Weinfesten und Veranstaltungen rund um den Wein finanzieren, in starke Schwierigkeiten geraten sind. In der Gesamtschau des Jahres kann man festhalten, so Jochen Schmitt: „Es war ein Jahr mit größeren Einnahmeverlusten. Es war ein Jahr in dem die Winzer ihre Investitionen zurückfahren mußten. Es war ein Jahr welches Entscheidungen für die Zukunft verändert hat.“
Wir haben die Winzer auch gefragt, was sie sich denn für 2021 wünschen. Da waren sich alle einig. Natürlich Gesundheit und ein Stückchen Normalität! Der Kontakt zu den Kunden fehlt und ist gerade bei einem Genussmittel doch auch sehr wichtig. Über Telefon, Social-Media und Email kann man gut kommunizieren. Online-Weinproben sind ein toller Ersatz und machen Spaß. Doch einen guten Wein mit Freunden und in Gesellschaft zu genießen, das macht das Leben doch schöner und gehört für uns Rhoihesse eben dazu. Das hoffen wir auch. Daher unterstützt die Winzer und verschenkt doch einfach mal eine Kiste Wein an Freunde und Familie, die ihr nicht sehen könnt momentan. Geht unkompliziert per Versand und macht jedem Beschenkten viel Freude. Anstoßen kann man dann ja auch, nur eben über das Smartphone.
Mehr Infos zu den Weingütern findet Ihr hier: