Im Gespräch mit Modehaus Oppsession in Oppenheim und das Lädchen in Guntersblum | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Kauft regional - wie, wenn zu ist? Corona und der Einzelhandel.

Im Gespräch mit Modehaus Oppsession in Oppenheim und das Lädchen in Guntersblum

Fast ein Jahr Pandemie haben wir bereits hinter uns. Heißt auch ein Jahr harter Kampf um Existenzen und Träume. Der Einzelhandel leidet auch unter den Bestimmungen und darf bald wieder öffnen. Zwar auch nur unter gewissen Voraussetzungen und mit Terminvergabe, aber alle freuen sich wieder für ihre Kunden da zu sein. Wir haben mal nachgefragt. Wie geht es den Geschäften und wie gehts es weiter.

Brigitte Schnell, Chefin des Oppenheimer Modehaus Oppsession, fühlt sich nicht wirklich aufgefangen. „Es fließen ja keine Gelder, wie soll man sich da aufgehoben fühlen? Egal ob Einzelhandel, Kultur, usw., wer als Selbständiger zu wenig Liquidität hat, fällt einfach durchs Raster, man ist den Politikern völlig ausgeliefert. Wir haben alle keine Chance. Die Bestimmungen werden mit der Gießkanne über uns verteilt (keinen Plan in der Politik für die Selbständigen)“, so Brigitte Schnell.

Auch das Modehaus muss sich ständig neu erfinden und daher haben auch sie „klick & collect“ genutzt. Es wurde einiges an Zeit in Facebook und Instagram gesteckt um die Kunden zu erreichen, was einige Kunden zum bestellen animiert hat. Das war gut für die Psyche, denn so hatten sie Arbeit und waren stellenweise beschäftigt. Auch wenn das nur ein Tropfen auf den heißen Stein war, aber besser als gar nichts.

Des Weiteren haben sie sich Zalando angeschlossen. Aber sie sind erst seit einer Woche dort online. Sowas braucht viel Zeit. Sie brauchen die Kunden vor Ort in ihrem Geschäft.

Am meisten fehlt der Kontakt zu den Mitarbeitern und Kunden. Das ist doch auch das, was der Besuch im Fachgeschäft ausmacht. Der Plausch, das Menschliche. Uns allen fehlt dieser Kontakt sehr. Sie können nicht weit voraus planen, wenn sie was tun (Aktionen, Kundenevents, etc.), dann müssen sie das kurzfristig planen, da das gesamte Jahr 2021 sehr schwer zu planen sein wird.

Die Ware für Herbst/Winter müssen sie jetzt schon ordern. Das war noch nie so schwierig wie in diesem Jahr für den Handel. Auch die Familie Schnell wünscht sich, dass sie gesund bleiben, ihr Geschäft wieder öffnen dürfen und dass es bald wieder einigermaßen normal wird. Einfach frei sein in dem was man tun darf, und wieder mehr Lebensqualität haben dürfen.

In Guntersblum ist Christine Scholz mit ihrem „Das Lädchen“ zuhause. Der Laden hat Tradition und hier bekommt man von Haushaltswaren, Deko bis hin zu Saisonartikeln viel Auswahl.

Durch den DHL-Paketshop ist das Lädchen nicht komplett kaltgestellt. Doch im letzten Jahr war das anders. Während des ersten Lockdowns habe Christine Scholz tapezieren gelernt und sehr viel Kuchen gebacken. Ihre Familie hat sich da schon über zuviele Corona-Kilos beschwert. Humor ist wichtig in der Krise.

Staatlichen Support haben sie keinen erhalten - da dieser lediglich die laufenden Kosten wie Miete usw. auffängt, kommt dies für sie leider nicht in Frage. Die Räume sind ihr Eigentum und alles an Equipment wie PC, Kasse, usw., sind bezahlt. Staatliche Hilfe für den Verdienstausfall gibt es für kleine inhabergeführte Betriebe kaum oder nur mit sehr aufwändigen Antrags-Verfahren. Da ihr Mann zum Glück trotz Corona-Pandemie weiterhin voll beschäftigt ist, haben sie keine direkten Existenzängste beziehungsweise finanzielle Notlagen. Trotzdem wäre eine unbürokratische Hilfe zum Lebensunterhalt natürlich wünschenswert.

Manche Ideen der Regierung wie zum Beispiel die Mehrwertsteuersenkung haben für deutliche Mehrarbeit gesorgt ohne bei den kleinen Geschäften für mehr Umsatz zu sorgen.

Die berufliche „Freizeit“ haben sie genutzt, um die Homepage des Lädchens etwas aufzuhübschen, zumal zur Zeit viel auf den elektronischen Kanälen läuft. Außerdem haben sie im Lädchen etwas mit Farbe gespielt (frisch gestrichen).

Da der DHL-Paketshop geöffnet bleiben darf, hat sich ihr Alltag nicht grundlegend geändert (abgesehen von der Herausforderung, nebenher noch das Homeschooling ihres Sohnes zu befeuern). Die Kunden haben das System „Vorbestellen über Mail, WhatsApp oder Telefon und Abholen“ zum Glück schnell angenommen.

Am meisten fehlen ihr Veranstaltungen, wie zum Beispiel der Weihnachtsmarkt. „Messen jeder Art, Online-Veranstaltungen sind kein Ersatz dafür, manche Produkte möchte man in der Realität sehen, bevor man sie bestellt. Außerdem wäre es schon schön, mal wieder ohne angezogene Handbremse arbeiten zu können. Die momentane Lösung (Vorbestellen - Abholen) ist zeitaufwendig, weil doch viel am Telefon erklärt oder Fotos verschickt werden müssen“, so Christine Scholz.

Wenn sich die Lage nicht grundlegend bessert, führt für sie wohl kein Weg an einem Online-Shop vorbei. Das ist bei den vielen Artikeln, die im Lädchen stehen, eine echte Herausforderung. Für 2021 wünscht sie sich einen etwas volleren Terminkalender. „Und natürlich ein echtes Festival mit ordentlichem Metal. Es wäre gut, wenn das Leben wieder etwas Struktur hätte, wenn es feste und planungssichere Zusagen bezüglich der Öffnung gäbe. Allerdings ist mir bewusst, dass die Pandemie immer wieder Rückschläge mit sich bringen wird. Insofern bleibt nur, uns allen Gesundheit, Kraft, Geduld und Durchhaltevermögen zu wünschen“, erzählt sie.

Da stimmen wir ihr zu. Unterstützt die Geschäfte vor Ort. Was wäre eine Stadt / ein Ort ohne die inhabergeführten Läden, den Plausch mit den Mitarbeitern oder der Nachbarin, die man beim Einkaufen trifft. Irgendwann haben wir wieder eine (neue) Normalität und da sollen die Geschäfte auch noch vor Ort sein. #Supportyourlocals

http://www.oppsession.de

Das Lädchen in Guntersblum