Es ist vollbracht: Die 70 Kartons mit archivwürdigen Akten der Stadt Nierstein, die im Jahr 2021 aus den Lagerräumen im Dachgeschoss des Rathauses nach Speyer ins Landesarchiv gebracht wurden, sind nun alle gesichtet, neu geordnet und mit Inhaltsangaben versehen. Über die Homepage „Apertus“ – das ist der virtuelle Lesesaal der Archive in Rheinland-Pfalz – kann sie jeder online recherchieren und nachsehen, ob zum gesuchten Thema etwas zu finden ist. Das gilt für den Bestand „Stadtarchiv Nierstein“ (Signatur U 178) mit nunmehr 2744 Archivalien aus der Zeit von 1416 bis 2010 und für den dazugehörigen Bestand „Gemeindearchiv Schwabsburg“ (Signatur U 403) mit 61 Archivalien aus der Zeit ab 1587 bis zur Eingemeindung 1970. Zusammen bieten sie auf rund 78 Regalmetern reichlich Informationen zur Geschichte. „Durch diese neue Abgabe ist der Umfang unserer beiden Archive in Speyer um rund 25 Regalmeter gewachsen“, hält die Archivbeauftragte der Stadt, Susanne Bräckelmann, fest.
Im Rahmen der großen Umzugsaktion 2021 kamen vor allem Akten nach Speyer, die nach der ersten großen Abgabe von Niersteiner Archivalien Anfang der 1970er Jahre entstanden waren, also das jüngere historische Gedächtnis der Stadt. Dazu auch noch einige wertvolle ältere Akten, die die Gemeinde seinerzeit noch behalten hatte: Dazu zählen zum Beispiel großformatige Niersteiner Parzellenkarten (1843-1922), Grundbücher (Nierstein 1843-1947, Schwabsburg 1845-1948) oder Brandkataster (Nierstein 1817-1913, Schwabsburg 1837-1959) – historische Dokumente, die viel zur baulichen Entwicklung beider Orte und zu den ortsansässigen Familien enthalten. Auch die bislang älteste Schwabsburger Archivale gehört dazu, eine um 1799 entstandene Abschrift von 1587 mit der „Beschreibung und Renovation aller Rechte, Oberherrlichkeiten und Gerechtigkeiten sowie Zugehörungen des Kurfürstlichen Amts Oppenheim“.
Alle Archivalien wurden in der Restaurierungswerkstatt des Landesarchivs Speyer außen trockengereinigt. „Zum Glück wurden keine weiteren geschädigten Akten entdeckt“, freut sich die Archivbeauftragte, die zugleich zweite Vorsitzende des Geschichtsvereins Nierstein ist. Dieser hatte sich mit seiner 2019 begonnenen Aktion „Lückenschluss in Nierstein“ die Rettung der schwer geschädigten und daher nicht mehr nutzbaren Dokumente des Stadtarchivs zum Ziel gesetzt. Seither sind Geschichtsverein und Stadt Nierstein auf ihrem gemeinsamen Weg schon ein beachtliches Stück vorangekommen: Rund 205.000 Euro konnten investiert werden, die zum Großteil durch Fördermittel des Landes Rheinland-Pfalz und des Bundes (72 Prozent) sowie durch Haushaltsmittel der Stadt, Spenden und Mittel des Geschichtsvereins finanziert wurden. Damit konnten bislang etwa 65 Prozent der geschädigten historischen Papiere gerettet werden. Auch die bis Ende 2024 restaurierten und damit wieder nutzbaren Akten sind in dem aktualisierten Verzeichnis bereits enthalten.
Infos
Stadt Nierstein: archivbeauftragte@stadt-nierstein.de
Apertus: https://apertus.rlp.de/
Landesarchiv Speyer: Otto-Mayer-Straße 9, 67346 Speyer, geöffnet Montag bis Donnerstag 9-16.30 Uhr. Telefon: 06232 9192-0 / E-Mail: post@landesarchiv-speyer.de