Eine neue Ausstellung im Niersteiner Rathaus, initiiert vom lokalen Geschichtsverein, rückt die private Weitergabe von historischen Erinnerungen in den Fokus. Die Eröffnung am 7. November wurde bewusst auf den Jahrestag der Novemberpogrome von 1938 gelegt.
Das Projekt, eine Kombination aus wissenschaftlicher Forschung und "Citizen Science" (Bürgerwissenschaft), wurde von Inka Engel von der Universität Koblenz vorgestellt. Zahlreiche Familien, auch solche mit migrantischem Hintergrund, waren aufgerufen, über ihre Kenntnisse und Erinnerungen an die NS-Zeit zu sprechen.
Die Ergebnisse dieses Austauschs sind nun Teil der Ausstellung: Die beigesteuerten Exponate werden gezeigt, während die Berichte der Familien an Audiostationen angehört werden können. Engel betonte bei der Eröffnung die hohe Alltagsrelevanz der Vergangenheit und die Notwendigkeit, dieser mit "empathischer Reflexion" zu begegnen, um Gegenwart und Zukunft zu gestalten.
Hans-Peter Hexemer, der 1. Vorsitzende des Geschichtsvereins Nierstein, lenkte den Blick auf die lokalen Ausstellungsstücke, welche die Präsentation ergänzen. Auch sie erzählen Niersteiner Geschichte: Gezeigt werden unter anderem das Tintenfass des jüdischen Metzgers Jakob Hirsch sowie die Bajonette des früheren NS-Bürgermeisters Friedrich Strub.
Die Ausstellung soll dazu einladen, sich auf eine offene Diskussion über die Vermittlung von Geschichte in der Gesellschaft einzulassen. Sie ist noch bis zum 20. Dezember während der Öffnungszeiten des Rathauses (Montag, Dienstag und Donnerstag 9–12 Uhr und 14–17.30 Uhr sowie Freitag 9–12 Uhr) zu besichtigen.