Weinbau hat in Nierstein eine lange Tradition und gehört mit ca. 900 ha Rebfläche zu eine der größten Weinbaugemeinden in Deutschland. Mit der durch Napoleon eingeführten Realteilung vor über 200 Jahren sollten alle Nachkommen gleichermaßen Anteile durch das Erbe bekommen. Dadurch sind nach und nach immer kleinere Parzellen in den Weinbergen entstanden. Bis vor ca. 50 Jahren wurden diese noch mit Pferden und vieles in Handarbeit bewirtschaftet. Doch die Entwicklung des europäischen Marktes sowie die Technologisierung, beispielsweise durch die Einführung der Schmalspurschlepper, veränderte in den 70er Jahren alles. Der Druck auf die Weinpreise war enorm und somit musste man sich Gedanken über eine nachhaltige Verbesserung der Infrastruktur für die heutige Technik machen, um damit auch zukünftig wirtschaftlich Wein produzieren zu können.
Es dauerte noch bis 2002 als endlich die Weinbergsbesitzer mit überwältigender Mehrheit in ihrer Mitgliederversammlung die Umsetzung der Strukturverbesserung beschlossen. Von den 7 Bereichen wurden bereits 4 nördlich und westlich von Nierstein und im Jahr 2023 dann die 5. Fläche südöstlich auf dem Paterberg abgeschlossen.
Aktueller Stand: 6. Bauabschnitt am Paterberg Südwest
Die Arbeiten an der 6. Fläche im südwestlichen Teil des Paterbergs haben begonnen. In den letzten Wochen wurden bereits die meisten Reben entfernt. Im Februar rücken die Bagger an, um das Gelände und die Wegeführungen zu optimieren. Ausgenommen von dieser Maßnahme sind die kleinteiligen Lagen südlich der B420.
Basis der Neubewertung (Boden- und Lagenkartierung)
Um eine faire Neuzuteilung zu gewährleisten, erfolgen aufwendige Untersuchungen. Hierzu werden aufwendig Boden Beprobungen in einem Raster von 25m und bis in eine Tiefe von 80cm untersucht und kartographiert. Für die Bewertung der Lagen werden auch weitere Faktoren wie Seitenlage, Windeinflüsse und Verschattungen durch Baumbestand untersucht. Daraus ergibt sich ein Umrechnungsschlüssel als Bemessungsgrundlage für die neu zugeordneten Flächen.
Ausblick
Mit der Flurbereinigung wird sich teilweise das Wegenetz ändern. Einige Wege entfallen, neue werden geschaffen. Auch hier wird es zukünftig ein Mix von versiegelten und wasserdurchlässigen Wegen geben. Zudem werden 10 bis 15% der Fläche als Ausgleichsflächen für Fauna, Flora und Tierwelt geschaffen. Hier werden zusätzlich neue Bäume gepflanzt.
Vom Ergebnis profitieren am Schluss alle, denn die neuen zusammenhängenden Lagen werden durch Geländeanpassungen und Drehung der Zeilenausrichtung wirtschaftlicher zu bearbeiten sein.
Bis Frühjahr 2027 soll alles fertig sein, so dass wie in den vorangegangenen Abschnitten wieder neue Reben gepflanzt werden können.