Mit Stolpersteinen für Johanna Schneider und Hans Borngässer wurden erstmals in Nierstein Opfern der Krankenmorde ihre Namen wiedergegeben. Der Künstler Gunter Demnig war gekommen, um die beiden Steine selbst zu setzen. So sind es nun 57 Stolpersteine, die seit 2013 vom Geschichtsverein für Verfolgte des Nazi-Regimes verlegt wurden. Niersteiner Konfirmanden, die sich intensiv mit dem Thema befasst hatten, berichteten von Johanna Schneider, die 1893 in Nierstein geboren wurde. Aufgrund einer psychischen Erkrankung 1934 zunächst in die Heil- und Pflegeanstalt Alzey eingeliefert, wurde sie am 21. Mai 1941 in Hadamar ermordet. Über Hans Borngässers Schicksal berichtete Jörg Adrian: 1917 in Schwabsburg geboren, befand er sich seit 1922 in den Nieder-Ramstädter Anstalten. Aufgrund des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ von 1933 wurde er 1937 zwangssterilisiert und am 21. März 1941ebenfalls im Rahmen der sogenannten T4-Aktion in Hadamar ermordet.
Die Verlegung der Stolpersteine fand an beiden Orten (Große Schmiedgasse 9 und Hauptstraße 33) unter großem Interesse der Bevölkerung statt. Mehr als 140 Menschen waren tief beeindruckt von den Berichten über das Leiden der hilflosen Menschen. Gerade die Medizinverbrechen waren lange besonders tabubeladen. Erst im Januar 2025 hat der Bundestag diese Opfergruppe als Verfolgte des Nazi-Regimes anerkannt. „Die gleiche Würde jedes Menschen und das Schutzversprechen des Staates in unserem Grundgesetz ist die Antwort auch auf diese Verbrechen“, sagte der Vorsitzende des Geschichtsvereins Hans-Peter Hexemer. Er wie auch Adrian dankten daher den Familien beider Opfer, die die Initiative zum Gedenken ergriffen und mit deren Unterstützung die Stolpersteinverlegung stattfand.