55 Stolpersteine erinnern in Nierstein bereits an Menschen, die durch das NS-Regime verfolgt wurden. Am Samstag, 5. April 2025, sollen zwei weitere Stolpersteine für Opfer der NS-Krankenmorde verlegt werden – der eine um 9 Uhr in der Großen Fischergasse 9 in Nierstein, der andere um 9.30 Uhr in der Hauptstraße 33 in Schwabsburg.
Gemeinsam mit Angehörigen hat der Geschichtsverein die Lebensläufe von Johanna Schneider und Hans Borngässer recherchiert, die beide im Frühjahr 1941 in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet wurden, weil sie als „lebensunwertes Leben“ galten. Konfirmandinnen und Konfirmanden der Evangelischen Kirchengemeinden in Nierstein und Schwabsburg setzten sich mit ihren Biografien auseinander. Den Familien beider Opfer ist es ein Anliegen, dass künftig an ihre ermordeten Vorfahren mithilfe eines Stolpersteines erinnert wird.
Im Schatten des Weltkrieges wurden mehr als 200.000 psychisch kranke und geistig behinderte Menschen in psychiatrischen Anstalten getötet. „Dieser systematische Massenmord fand buchstäblich vor der eigenen Haustür statt – und wurde allzu lange verdrängt – dem wollen wir entgegenwirken“, sagt Jörg Adrian, im Geschichtsverein zuständig für die Gedenk- und Erinnerungsarbeit. Nach Erkenntnissen des Geschichtsvereins Nierstein wurden wahrscheinlich 11 Männer und Frauen sowie Kinder aus Nierstein und Schwabsburg im Rahmen der sogenannten „Euthanasie“ ab 1941 an unterschiedlichen Orten getötet.
„Erstmals wird in Nierstein der Opfer von nationalsozialistischen Medizinverbrechen gedacht werden. Für Schwabsburg ist es der erste Stolperstein überhaupt. Es sollen nicht die letzten bleiben“, sagt Hans-Peter Hexemer, Vorsitzender des Geschichtsvereins.