Am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, der 27. Januar, fand eine eindrucksvolle Veranstaltung von Geschichtsverein und Stadt Nierstein im Rathaus statt. Der Vorsitzende Hans-Peter Hexemer, Stadtbürgermeister Jochen Schmitt und alle Anwesenden gedachten der NS-Opfer, insbesondere der ermordeten alten, psychisch Kranken oder behinderten Menschen.
Die Riesling-Galerie war bis auf den letzten Platz besetzt, noch im Treppenhaus folgte das Publikum tiefbewegt den Lebenswegen von Hanna Schneider und Hans Borngässer aus Nierstein und Schwabsburg, die Opfer des systematischen Massenmordes an mehr als 200.000 Kranken und Schwachen geworden waren. Sie starben im Frühling 1941 in der Tötungsanstalt Hadamar. Ein Verbrechen, das vor der Haustür stattfand und gleichzeitig der Ermordung der europäischen Juden einen Weg ebnete.
Renate Rosenau, die sich seit mehr als dreißig Jahren der Erforschung der NS-Psychiatrie widmet, und Jörg Adrian, im Geschichtsverein zuständig für die Gedenk- und Erinnerungsarbeit, begaben sich auf Spurensuche. Die Angehörigen der beiden Opfer hatten sie um Unterstützung bei der Recherche nach ihren ermordeten Verwandten gebeten. Beide trugen Dokumente zusammen, werteten Aktenvermerke und Listen aus, um die erschütternden Lebenswege exemplarisch nachzeichnen und in den Kontext der NS-Medizinverbrechen stellen zu können.
Am 5. April 2025 werden für Johanna Schneider und Hans Borngässer jeweils ein Stolperstein in Nierstein und Schwabsburg verlegt: damit das Verdrängen ein Ende hat, ihre Namen und Lebensgeschichten nicht vergessen werden. Mit dem Vortrag wurde auch die Ausstellung zum Thema eröffnet, die bis 14. Februar im Rathaus während der Öffnungszeiten zu sehen ist.