Nierstein – Die Informationsveranstaltung zum geplanten Rechenzentrum am Standort Nierstein stieß auf eine rege Beteiligung, der Sironasaal war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Stadtbürgermeister Jochen Schmitt begrüßte die Anwesenden und betonte, dass dieses Projekt eine hervorragende Möglichkeit darstellt, ein bislang ungenutztes Gelände mit ruhigem Gewerbe neu zu beleben.
Verbandsbürgermeister Martin Groth unterstrich, dass man sich am Beginn eines umfangreichen Prozesses befinde und alle Fragen der Bürger ernst nehmen werde.
NTT, als drittgrößter Anbieter auf dem Rechenzentrummarkt, ist in 50 Ländern präsent und beschäftigt 150.000 Mitarbeiter. Der erste Standort wurde 2001 eröffnet, und Nierstein wurde aufgrund der vorhandenen Infrastruktur und der Nähe zu Frankfurt ausgewählt.
Die Verantwortlichen erwarten die Schaffung von bis zu 600 neuen Arbeitsplätzen, was nicht nur der Gemeinde Nierstein, sondern auch der gesamten Region zugutekommen würde. Schmitt wies zudem auf die langfristige Zusammenarbeit mit den Kommunen hin und den erwarteten finanziellen Nutzen durch hohe Gewerbesteuereinnahmen.
Olaf Bäumer vom Büro Stadtquartier gab den Anwesenden einen Überblick über den Ablauf des Bebauungsplanverfahrens. Der im Entwurf vorliegende geänderte Flächennutzungsplan sieht vor, dass etwa 75% des ehemaligen Kasernenfläche für das Rechenzentrum genutzt werden, während der Rest für weitere Ansiedlungen vorgesehen ist. Der Vorentwurf wird vom 11. November bis Anfang Dezember offengelegt.
Das erste Rechenzentrum könnte Mitte 2029 in Betrieb gehen. Der weitere Ausbau sei jedoch von der Verfügbarkeit der Stromversorgung abhängig und werde sich über viele Jahre erstrecken. Die geplanten Rechenzentren werden höher sein als die bestehende Bebauung, jedoch streben die Planer an, die neuen Gebäude bestmöglich in das Landschaftsbild zu integrieren.
Einige Ergebnisse der vorgestellten Fachgutachten zeigten beispielsweise keine wesentliche Veränderungen des lokalen Klimas auf. Eine maximale Erwärmung von 0,5 Grad wurde in der unmittelbaren Nähe der Rechenzentren prognostiziert. Auch der Schallpegel wird unter den zulässigen Richtwerten liegen.
Im laufenden Betrieb ist mit einem geringen Einfluss auf das Verkehrsaufkommen zu rechnen, während die Bauzeit verständlicherweise eine erhöhte Verkehrsbelastung mit sich bringen wird.
Nach knapp einer Stunde Vorstellung des Projekts ging es in die Diskussionsrunde über. Wichtige Themen im Fokus:
**Wasserverbrauch und Grundwasserschutz:**
Früher war der Wasserverbrauch ein zentrales Thema bei der Kühlung von Rechenzentren. Heute kommt der Einsatz von Trockenkühlanlagen zum Tragen, der den Wasserverbrauch erheblich senkt. NTT hat sich bewusst für diese kostenintensive Maßnahme entschieden. Zudem soll Niederschlagswasser am Nordrand des Areals zur Versickerung gebracht werden.
**Bodenversiegelung**
Die geplante Nutzung sieht eine Verteilung von 2/3 Baufläche und 1/3 Grünflächen vor. Diese Verteilung ist schlechter als die aktuelle Versiegelung, weshalb innerhalb und außerhalb des Areals Kompensationsmaßnahmen implementiert werden.
**Internetversorgung**
NTT wird eigene Leitungen verlegen, wodurch das bestehende sowie zukünftige Netz in Nierstein unberührt bleibt.
**Stromversorgung**
Die Stromversorgung sowie der erforderliche Ausbau müssen mit verschiedenen Quellen koordiniert werden. Die Zufuhr des nötigen Strombedarfs ist entscheidend für das gesamte Projekt und wird entsprechend in die Planung integriert.
**Abwärmenutzung**
Das Ziel ist es, die erzeugte Wärme sinnvoll abzuführen. Hierzu werden derzeit Konzepte entwickelt.
**Sicherung des Rechenzentrums**
Ein umliegender Sicherheitszaun wird errichtet und überwacht. Angestrebt wird, den Zaun hinter den Grüngürtel zu platzieren. Es gelten strenge Richtlinien für die Sicherung von kritischer Infrastruktur.
Weiterführende Informationen:
Nach der Offenlegung des Vorentwurfs im November sind weitere Informationsveranstaltungen für das kommende Jahr geplant. Bereits jetzt können Fragen an Buergerinfo@rheinselzpark.de gestellt werden.
Das große Interesse an der Veranstaltung zeugt davon, dass das Projekt in der Bevölkerung auf positive Resonanz stößt und die Chancen für die Region als vielversprechend eingeschätzt werden.