Rund 35 interessierte Gäste erfuhren beim AWO-Erzählcafé im April viel neues rund um die „Sophienkirche“, die erste evangelisch-lutherische Kirche, erbaut vor bald 300 Jahren in der Niersteiner Rheinstraße. Susanne Bräckelmann, 2. Vorsitzende des Geschichtsvereins, wusste dabei auch ortskundige Seniorinnen und Senioren zu überraschen: Das Weingut Gustav Strub war einst die Sophienkirche, die dazugehörige gemütliche Weinstube das Schulhaus und das benachbarte Gebäude – der frühere „Ungar-Willi“ – das Pfarrhaus. „Das wussten viele nicht!“, meinte Marina Schuch, die mit ihrem Helferteam das AWO-Erzählcafé im Haus der Gemeinde organisiert.
Neu war für die meisten auch, dass es drei starke Frauen aus der Familie von Haxthausen waren, die den Grundstock für diese kleine Kirchengemeinde legten: Anna Sophia von Stockheim, geborene von Haxthausen, stiftete 1728 zwei Grundstücke und trug zur Finanzierung des Kirchenbaus bei. Ihr zu Ehren wurde die 1729 eingeweihte Kirche dann auch „Sophienkirche“ genannt. Ihre Cousine Anna Maria von Haxthausen schenkte der Gemeinde ihr angrenzendes Haus, damit dort der lutherische Pfarrer wohnen konnte. Und Albertina Charlotta von Haxthausen – sie war mit Anna Sophias Bruder verheiratet und ebenfalls ihre Cousine – ließ direkt an der Sophienkirche das lutherische Schulhaus errichten. Damit war die Gemeinde komplett mit Kirche, Pfarr- und Schulhaus ausgestattet. Im Zuge der Kirchenunion im Jahr 1822 wurde die Sophienkirche aufgegeben und die drei Gebäude verkauft. Mehrere schwarze Marmortafeln, die an den Bau der Kirche erinnerten und die beiden Grabtafeln von Anna Sophia und Albertina Charlotta wurden in die Martinskirche gebracht, wo sie sich bis heute befinden.