Trotz nasskalten Dauerregens folgten zahlreiche Waldliebhaber der Einladung des 2. Beigeordneten der Stadt Oppenheim, Raimund Darmstadt, zu einer öffentlichen Waldführung. Im Mittelpunkt stand die gewandelte Rolle des Stadtwaldes: einst als „Grüne Lunge“ geschätzt, sei das Wäldchen heute ein wertvoller, artenreicher Lebensraum, der einen „sehr engagierten und überregionalen Beitrag zum Klimaschutz“ leiste, so Darmstadt.
Von der Monokultur zur Wunderwelt
Die Führung beleuchtete die lange Geschichte des Stadtwaldes seit dem frühen 19. Jahrhundert. Ein entscheidender Wandel begann 1989 mit der Umwandlung der früheren Pappelmonokultur in einen auetypischen Wald. Über Jahrzehnte hinweg gelang es, die unterschiedlichsten Interessen – von Forstwirtschaft über Naherholung bis zu Freizeitaktivitäten – in Einklang zu bringen. Flankiert wird dies von langjährigen Öffentlichkeitsformaten wie der 1971 gestarteten „Aktion Sauberes Wäldchen“ und den seit 1994 von Darmstadt initiierten Waldführungen.
Schweinepest und Klimawandel als Herausforderung
Aktueller Anlass der Exkursion war neben dem Abschied von Revierförster Noah Weinbrecht und der Begrüßung seines Nachfolgers Matthias Kuhn vor allem die anhaltende Sperrung der Waldwege aufgrund der Maßnahmen des Kreises zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest. Die Teilnehmer bedauerten die Einschränkungen zutiefst, und Beigeordneter Darmstadt berichtete, dass die vom Stadtrat beschlossene Klageprüfung gegen die Sperrungen noch nicht abgeschlossen sei. Parallel stehe man im Austausch mit dem neuen Landrat Thomas Barth, um Anpassungen im Sinne der Verhältnismäßigkeit zu erwirken.
Der Wald kämpft jedoch auch mit massiven Schäden durch die Klimakrise. Entlang der Hauptverkehrsachse zum Rhein mussten aus Gründen der Verkehrssicherheit Eschen gefällt werden, die sich zu einem Risikobaum entwickelt haben.
Lebensraum und Klimaschutz-Oase
Die Forstexperten hoben während der, aufgrund der Sperrung, über den Hochwasserdamm und an der Kläranlage vorbeiführenden Exkursion die außerordentlich hohe Biodiversität des Stadtwaldes im Rheinhessenvergleich hervor. Das Wäldchen sei ein Ort der Erholung, Gesundheit, Forschung und Bildung. Es speichere CO², diene als kühle Rückzugsoase bei Hitzewetterlagen und biete eine spannende Erlebniswelt für die Kinder des Naturkindergartens. Der Konsens am Ende der Führung war klar: Die Oppenheimer lieben ihren Wald und wollen ihr Wäldchen zurück.
Quelle: „Das Wäldchen ist unser überregionaler Beitrag zum Klimaschutz!“ – Stadt Oppenheim