Schutzimpfung im Johanneshaus Nierstein und fehlender Impfstoff für Mitarbeiter | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Für 95 Mitarbeiter musste die Impfung zurückgestellt werden. Das ist eine Situation, die uns mit sehr großer Sorge erfüllt, sagt Uwe Johannsen, Chef der Einrichtung.

Schutzimpfung im Johanneshaus Nierstein und fehlender Impfstoff für Mitarbeiter

Im Johanneshaus Nierstein gab es für 200 Senioren und Beschäftigte die erste Impfung gegen Corona

Auf diesen Augenblick hatten die Senioren und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Johanneshaus Nierstein gewartet. Die ersten Impfungen gegen das Corona-Virus verliefen am Sonntag in der Pflegeeinrichtung in der Gutenbergstraße reibungslos und ohne Komplikationen. Dank der guten Vorbereitung und intensiven Zusammenarbeit mit dem mobilen Impfteam des Kreisverbandes Mainz-Bingen, des DRK Ortsvereins Nierstein-Oppenheim im Verbund mit der Gemeinschaftspraxis und Fieberambulanz Dr. Madeleine Busch und Wolfgang Reeh konnten bis zum Sonntagabend 200 Menschen geimpft werden.

„Ich habe mich schon mein ganzes Leben lang immer impfen lassen, um den vollen Schutz gegen eine Krankheit zu bekommen. Ich bin dankbar, dass so schnell ein Corona-Impfstoff gefunden wurde. Selbstverständlich lasse ich mich auch jetzt impfen“, sagte Adam Wilhelm, der seit zwei Jahren im Johanneshaus wohnt.

Beim Aufklärungsgespräch mit einem Mediziner des Impfteams hatte der ehemalige Winzer noch Fragen. „Weil ich ein Blutverdünnungsmittel nehme, kann es an der Einstichstelle blauen Flecken geben, sagte der Arzt“. Der 84-Jährige wollte außerdem wissen, ob ihm beim zweiten Impftermin der Wirkstoff desselben Herstellers verabreicht wird. „Das hat mir der Arzt versichert“, so Adam Wilhelm.

Das mobile Impfteam des DRK ist seit Ende Dezember im Einsatz. Im Johanneshaus wurden die Ärztin, zwei Ärzte, drei Apotheker und drei medizinische Fachangestellte von rund einem Dutzend ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des DRK unterstützt. „Wir werden dem Johanneshaus jetzt auch jeden Sonntag beim Testen helfen“, sagt Melanie Noll, eine der Ehrenamtlichen des DRK-Ortsvereins Nierstein-Oppenheim.

Die Impfbereitschaft im Johanneshaus war sowohl bei der älteren Generation als auch bei den Mitarbeitern sehr groß. „Ich vertraue dem deutschen Gesundheitssystem und setze auf den neuen Wirkstoff. Wenn wir Pflegekräfte uns nicht impfen lassen, wer denn sonst?“, sagt Simona Peperigeanu. Die 46-Jährige gehört seit vier Jahren zum Team im Johanneshaus und leitet einen Wohnbereich.

In der Vorbereitungsphase des ersten Impftermins wurden der Landeskoordinationsstelle des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums rund 300 Impfwillige im Johanneshaus gemeldet. Nachdem der Impftermin vergangenen Mittwoch zuerst abgesagt und am Donnerstag wieder zugesagt wurde, konnten für die Erstimpfung jedoch nur ein Teil der gemeldeten Impfdosen zugesagt werden. Dadurch konnten am Sonntag nur ein Teil der Menschen eine Impfung erhalten. Für 95 Mitarbeiter musste die Impfung zurückgestellt werden. Das ist eine Situation, die uns mit sehr großer Sorge erfüllt. Ein effektiver Schutz der Hochrisikogruppe, der Senioren in Pflegeeinrichtungen kann nur erreicht werden, wenn alle Senioren und Mitarbeiter in einem Zeitfenster geimpft werden können. Zudem haben Mitarbeiter in diesen Bereichen ein vielfach höheres Erkrankungsrisiko. Gerade vor der Situation der befürchteten Ausbreitung der Virusmutationen und dem damit verbunden Risiko von Reinfektionen für nicht geimpfte ist einflächendeckendes Impfangebot in den Heimen wichtig, um die Hochrisikogruppen zu schützen und zu verhindern, das Pflegeeinrichtungen zu Pandemietreibern werden. Für unsere Mitarbeiter ist diese Situation hoch belastend. In vielen Gesprächen können wir den Kolleginnen und Kollegen jetzt nur zur Seite stehen und zusagen, dass wir alles versuchen zeitnah einem weiten Termin für die Erstimpfung zu bekommen. Direkt am Donnerstagmorgen haben wir uns mit diesem Anliegen an die zuständige Stelle, der Impfkoordination Rheinland Pfalz gewendet. Wir hoffen darauf, dass jetzt zeitnah eine Lösung gefunden werden kann, „damit alle Beschäftigten geimpft werden können“, so Uwe Johannsen.

Das Johanneshaus arbeitet seit Anfang der Pandemie konsequent mit einem umfangreichen Hygienekonzept. „Ein zentrales Ziel im Pandemieplan ist die konsequente Entlastung der Pflegenden und Betreuerinnen, damit diese sich ganz auf die Pflege und Betreuung und die dabei mit den Seniorentäglich neu und menschlich zu gestalteten umfangreichen Hygienemaßnahmen konzentrieren können.

Ein zentrales Hygieneteam bestehend aus den Mitarbeitern der Verwaltung und der Leitung konzentriert sich darauf an sieben Tagen in der Woche auf die Übernahme der Besuchsreglung und –Betreuung, tägliche Hygienevisiten in den Wohngruppen, der lückenlosen Beschaffung der Schutzausrüstung, sowie der Durchführung der Testungen für alle Senioren, Besucher und Mitarbeiter, um die Teams in der Pflege zu entlasten. Die Pandemie stellt Pflegeeinrichtungen vor immense menschliche und wirtschaftliche Herausforderungen, die eine extrem hohe Arbeitsbelastung zur Folge haben. So werden seit Dezember kurzfristig allein rund 1.400 Besucherinnen und Besucher pro Monat zusätzlich auf das Corona-Virus getestet. Für die Vorbereitung der Impfung wurden ebenso kurzfristig 4000 Seiten Impfdokumentation mit den Senioren, ihren Angehörigen, Betreuern und Ärzten bearbeitet. Um diese Herausforderungen leisten zu können, konnten wir seit Pandemiebeginn zusätzliche Mitarbeiter in der Pflege und den Serviceabteilungen einstellen, dennoch sind bis heute über 3.700 Überstunden und Mehrkosten im sechsstelligen Bereich angefallen“, so die Bilanz des Geschäftsführers.

Uwe Johannsen dankt ganz besonders Teamleiter Heiko Stangund den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des DRK für ihr riesiges Engagement am Sonntag. Auch viele junge Leute des Ortsvereins ebneten den Senioren im Johanneshaus den Weg zur ersten Corona-Impfung. Für die Schülerin Nadine Thiele ist es selbstverständlich, dass sie die Impfaktion und damit die Älteren unterstützt. „Ich mache das, weil es gemacht werden muss, damit wir die Pandemie in den Griff bekommen und alles besser wird“, sagt die 22-jährige DRK´lerin.

Mit dem Impfstoff kommt bei den Senioren und den Mitarbeitern im Johanneshaus, wo es bisher keinerlei Infektionen gab, auch die Hoffnung auf bessere Zeiten zurück.„Wenn alle ein zweites Mal geimpft sind, bringt uns das mehr Sicherheit, und die Hoffnung in bald wieder mehr Normalität, Lebensqualität und soziales Miteinander gemeinsam leben zu können“, sagt Uwe Johannsen.

Viele der Senioren haben sich gegen Kinderkrankheiten und später regelmäßig gegen Grippe impfen lassen. Trotz dieser Routine ist nach dem Anti-Corona-Pieks in den Oberarm Erleichterung und Entspannung zu spüren. „Das ging ziemlich schnell, den Einstich habe ich gar nicht gespürt“, sagt Adolfine Thiele. „Ich hoffe, dass sich viele impfen lassen wollen und wir bald mehr Impfstoff haben, denn wir können das Virus nur gemeinsam bekämpfen“, sagt die 96-Jährige.