Da ich langjähriges Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft, Kultur und Tourismus bin, begleitet mich das Thema „Wanderwege in Nierstein“ schon eine ganze Weile. Immer geht es um Wegführung, Beschilderung und die Darstellung in Wanderkarten, in letzter Zeit auch um den Einsatz von QR-Codes – der Wanderweg „Roter Hang“ zeigt, was da so alles möglich ist. Irgendwie hatte ich das Thema also „im Kopf“, als eines Tages beim Hundespaziergang am Wartturm mein Blick auf einen alten, grünen Hinweisstein fiel, der direkt neben den Schildern für die Wanderwege steht. Zum ersten Mal guckte ich genauer hin: „Zum Brudersberg“ war da zu lesen, über einem dicken „B“, und darunter gab es, kleiner, zwei Pfeile. Rechts und geradeaus nach Oppenheim, links nach Nackenheim, es war ganz leicht zu verstehen. Der nächste wartete schon auf mich: an der Fockenberghütte zeigte dieser mir wieder mit dickem „B“ den Weg zum Brudersberg, darunter stand „Rheinhöhenweg“ mit einem Fünfeck. Auf dem Rückweg vom Roten Hang entdeckte ich direkt noch drei weitere Steine – und dann packte mich eine Art Jagdfieber. Ich wollte wissen, wie alt die Kerlchen sind, wie viele es gibt, wo sie produziert wurden und wie es kam, dass sie dort stehen, wo wir sie heute noch finden.
Wie man das heutzutage so macht, begann ich mit – googlen. Ich lernte etwas über die Nackenheimer „Buttenträgermännchen“ – die sind unseren grünen Steinen ähnlich, aber sie markieren genau einen Wanderweg, also eher weitere als nähere Verwandtschaft. Ich fand auch heraus, dass es in manch anderen Weinorten Beschilderungen mit Weinbau-Symbolen gibt – aber derart massive Hinweismarken wurden nirgends erwähnt.
Als nächstes wurden langjährige Persönlichkeiten der Lokalpolitik interviewt – das aren nette Gespräche, und eine Terminierung „80er oder 90er Jahre müsste das gewesen sein“ stand mehrmals im Raum, aber auch die Frage, ob es vielleicht doch schon früher war, im Zusammenhang mit dem Rheinhöhenweg, der aus den 60ern ist. Also auch hier kam ich nicht weiter – dafür konnte ich immer mehr Steine finden, an der Grenze zu Nackenheim, in Schwabsburg, in direkter Nähe zum Steinbruch in Oppenheim. Und alle waren und sind in erstaunlich guter Verfassung: die Farbe recht gut erhalten, sie blättert nur an wenigen Stellen, und auch die Steine selbst zeigen nur wenige „Gebrauchsspuren“.
Was nun? Vielleicht kann der Geschichtsverein weiterhelfen... Ich kontaktierte Frau Bräckelmann – sie ist ja sozusagen die Chef-Historikerin von Nierstein – und bekam sehr nette Unterstützung. Auch sie wusste zwar nichts Genaues – aber sie konnte sich soweit erinnern, dass es ihr möglich war, den fraglichen Zeitraum einzukreisen und Protokolle von Gemeinderats- und Ausschusssitzungen, die erst im Sommer aus dem Niersteiner Rathaus nach Speyer in Landesarchiv verfrachtet worden waren, netterweise im Archiv für mich bereitlegen zu lassen.
Gespannt fuhr ich nach Speyer und grub mich durch drei dicke Stapel mit Protokollen – eine wirklich interessante Lektüre, wenn man ein bisschen in der Niersteiner Politik unterwegs ist...
Erkenntnis dieses Recherchetages: es wurden sechs Rundwege entwickelt, die Wegführung ist exakt beschrieben, inklusive Weglänge und Wanderzeit. Und den Wegen wurden Symbole zugewiesen – genau diese finden sich bis heute auf den Wandersteinen. Außerdem gab es eine Festlegung für die Abmessungen der Steine, Höhe und Umfang mussten einheitlich sein.
Und wann war das nun? 1987 gab es die Mitteilung im Ausschuss, dass sich die Fertigstellung der Steine verzögert, sie aber innerhalb der nächsten zwei Monate fertiggestellt werden. Aber es dauerte wohl bis 1990, bis sie endlich an Ort und Stelle waren!
Mehr Informationen konnte ich bis heute nicht finden. Bisher habe ich 21 Steine entdeckt und kartiert – aber es bleiben folgende Fragen offen:
Wie viel Steine wurden insgesamt in der Gemarkung verteilt?
Wo standen sie?
Wie viele sind noch vorhanden?
Weiß noch irgendwer Genaueres über die Entstehungsgeschichte?
Sind irgendwo noch irgendwelche „versteckt“, vielleicht in einer Scheune o.ä.?
Ich freue mich über ALLE weiteren Informationen – in welcher Form auch immer: telefonisch, per E-Mail, per Brief oder im direkten Gespräch! Wer wandert gern und hat Lust, der Beschilderung zu folgen – soweit es geht – und Lücken zu finden? Auch das interessiert mich! Und was sagen die Geo – Cacher? Gibt es hier Potenzial? Und ich freue mich über Ideen, wie wir die Steine in Zukunft als touristische Highlights, als Familienvergnügen oder einfach als originelle Hingucker nutzen können!
Und zu guter Letzt: wer macht mit? Es gibt bis heute eine kleine Arbeitsgruppe (parteiübergreifend) – wer immer mitmachen möchte, ist ganz herzlich willkommen.
Meine Kontaktdaten:
Sabine Rieß, Schulstraße18, 55283 Nierstein
Telefon-Festnetz: 06133 5291, Handy: 0151 167 14260 (gerne auch What’s App)
Email: sabine @hop-com.de